Überblick
Kluftern-Süd soll MTU Werk 3 werden - 20,5ha Gewerbefläche in
Bodensee-Uferbereich geplant
Die Stadt
Friedrichshafen plant im Süden Klufterns gemeinsam mit
Immenstaad ein Gewerbegebiet mit Industriegebietscharakter auf
einer Fläche von ca. 20,5 ha (205.000 m²) auszuweisen. Dies
würde den Regionalen Grünzug und den Bodensee-Uferbereich
zwischen Kluftern und Immenstaad für immer zerstören. Chaotische
Verkehrsverhältnisse sind nachweislich prognostiziert.
Inzwischen spricht man vom MTU Werk 3.Die
TOGNUM-Tochter MTU-Friedrichshafen benötigt dringend ein
Materialwirtschaftszentrum (MWZ) im Umkreis von max. 35 km Entfernung zu den
Stammwerken mit einem Flächenbedarf von rund 10 ha. Dieses soll der
langfristigen Absicherung der vorhandenen Arbeitsplätze in Friedrichshafen
dienen und wird von der Firma DB Schenker betrieben. Außerdem plant die MTU
eventuell ein Montagewerk für die neue Baureihe 1600 in der Region zu bauen.
Eine
kurze Historie:
zuerst
wollte die MTU das MWZ im Gewerbegebiet in Salem realisieren. In Salem wurde das
geplante MWZ jedoch durch einen
Salemer
Bürgerentscheid im Jahr 2008 abgelehnt
. Dort hatte die MTU
inklusive Ausbaustufe einen Bedarf von maximal 8,5 ha angemeldet. Kurz
darauf präsentierte die Verwaltungsgemeinschaft Friedrichshafen-Immenstaad Kluftern-Süd / Immenstaad Steigwiesen als interkommunales Gewerbegebiet mit
30 ha (300.000 m²) Fläche. Später wurde diese Größe aufgrund von Vorgaben
des Regionalverbands auf 20,5 ha (205.000 m²) reduziert. Obwohl der Ortschaftsrat Kluftern einen
Kompromissvorschlag für den schnellen Bau eines MWZ unterbreitet hat,
treiben die Planungsbehörden die so genannte "große Lösung" voran.
Begründet wird dies mit dem Argument, dass die gemeinsame Realisierung von
Montagewerk und MWZ große Synergieeffekte
bringt. Dies ist jedoch fraglich und wurde
bisher nicht nachvollziehbar begründet.
Für
das Motorenwerk hat die MTU bereits im Gewerbegebiet Überlingen Langäcker
nahe der A81 eine Fläche im Bebauungsplan
vorgesehen. In den alten Kramer-Werken in Überlingen findet derzeit auch die
Vorserienmontage des 1600ers statt. Eine Trennung der beiden Werke stellt
laut MTU kein Problem dar, da das geplante Montagewerk logistisch separat
versorgt wird und vom geplanten MWZ
völlig unabhängig ist. Es bestehen auch keine maßgeblichen Zusammenhänge mit der
Fertigung in Friedrichshafen, da der Motor fast ausschließlich aus
Zukaufteilen von global verteilten Lieferanten besteht.
Entstehen soll das große Gewerbegebiet im schützenswerten Uferbereich des
Bodensees, der gleichzeitig einem regionalen Grünzug angehört, welcher nicht
bebaut werden darf. Der Bereich stellt einen überdurchschnittlich wertvollen
Schutzraum für Pflanzen und Tiere dar, dient der Naherholung und sichert die
Existenz von Landwirten und ihren Familien. Aus diesem Grund wurde der
Bereich im 2006 verabschiedeten Flächennutzungsplan (FNP 2015), der die
Siedlungsentwicklung der nächsten 15 Jahre richtungsweisend bestimmt, als
besonders empfindlich und schützenswert ausgewiesen. Diesem Beschluss ging
ein aufwändiger, jahrelanger Planungsprozess voraus. Gleichzeitig wurden für
Kluftern im Rahmen der lokalen Agenda 2010 unter dem Punkt „Siedlung und
Natur“ die Themen „nachhaltige Verkehrsplanung“ und „schützenswerte
Naherholungslandschaft“ beschlossen.
Interessant ist auch, dass
Immenstaad bereits 2005 das Gewerbegebiet Steigwiesen um 1,2 ha
vergrößern wollte. Dies wurde damals vom Regierungspräsidium mit der Begründung eines
Eingriffs in schützenswerte Bereiche abgelehnt. Jetzt wird in diesem Bereich
ein interkommunales Gewerbegebiet mit einer Fläche von 20,5 ha geplant.
Dies
obwohl der Standort Kluftern-Süd laut eines von Regionalverband
Bodensee-Oberschwaben (RVBO) erstellten Gutachtens bezüglich der Schutzgüter
Mensch und Umwelt als kritisch eingestuft wird. Nicht berücksichtigt wurde
in diesem Gutachten der verkehrliche Aspekt. Ein nachträglich von den
Planungsbehörden in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten bescheinigt jedoch
eine dramatische Verkehrszunahme auf den heute bereits überlasteten
Verkehrswegen.
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